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1.11.2 Die Zeit zwischen den Kriegen

Nach dem 1. Weltkrieg begann zunächst langsam, dann immer schneller ein Wertverfall des Geldes, der sich bis zum Höhepunkt im Herbst 1923 fortsetzte. Die Preise stiegen vom Vormittag bis zum Abend. Wer vormittags Geld erhielt, beeilte sich z.B. mit einem Rucksack voll Papiergeld, schnell etwas zu kaufen da das Geld abends nur noch einen winzigen Bruchteil an Wert hatte.

Kreise, Städte und Gemeinden, ja selbst Fabriken oder Sportvereine gaben Notgeld als Münzen oder Scheine heraus s. Bilder

Die Preise etwa für Dienstleistungen stiegen in abenteuerliche Höhen. Der Tauschhandel stand wieder in Blüte. Preise und Löhne wurden teilweise in Naturalien (Korn) gezahlt. Glücklich war, wer Dollar, Silber oder Gold hatte. Durch die Inflation wurden einige Menschen reich und viele arm. Die Banknoten wurden im Herbst 1923 nur noch einseitig bedruckt. Die Wertangaben stiegen von Millionen über Milliarden zu Billionen.

Mit der Einführung der Rentenmark am 15.10.1923 hatte der Spuk der Inflation auch in Bömighausen ein Ende. Folgende Rechnung belegt die Inflationszeit.

Aus einer Rechnung für Herrn W. Schäfer Bömighausen.

Stromkosten Mai, Juni 1 Kw 250M

Stromkosten November 1 Kw 300M

Der Maschinistenlohn für F.A. Schalk belief sich auf 300M. Die Summe für Holzsägen u. Dreschen betrug 5850M.

Bömighausen in der NS- Zeit

Die Zeit des Nationalsozialismus ging auch in Bömighausen nicht ohne Spuren vorbei. Auch hier waren die Menschen mehr oder weniger begeistert von diesen neuen Ideen.

Bei der Reichstagswahl vom 5. März 1933 wählten von 113 Stimmberechtigten 65 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) also über 50 %.

Man erkannte die Gefahren der Bewegung zunächst überwiegend nicht. An einigen Beispielen sollen die Einflüsse des Nationalsozialismus im Dorf aufgezeigt werden.

In einem Zeitungsartikel vom 29.01. 1935 wird über eine Werbeveranstaltung der NSDAP im Saal der Gastwirtschaft Schäfer berichtet, den die Ortsgruppe Usseln für Neerdar und Bömighausen als „Deutschen Abend“ gestaltet hatte. Es heißt, die Kinder von Bömighausen trugen in schönster Weise Gedichte vor, die echten deutschen Geist atmeten. Parteigenosse (Pg) Schmidt Usseln geißelte den überwundenen Liberalismus und würdigte den Kulturwillen des Dritten Reiches, das nur dem Blut und Boden verbundene Kultur gelten lässt. Der Redner forderte alle auf, der NS Kulturgemeinde beizutreten. Dem Konzert einer Kapelle schloss sich „deutscher Tanz“ an.

Aus dem Bericht über das Schützenfest 1935: Zur Heldenverehrung versammelte sich die ganze Gemeinde, um im Fackelschein der Toten der Gemeinde zu gedenken. Die Festrede klang mit einem dreifachen Siegheil auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler aus.

Im wahrsten Sinne des Wortes war der Sonntag ein Volksfest in echter Volksgemeinschaft. Nach dem Absingen des Deutschland- und Horst- Wessel- Liedes begann auf der Schützenwiese ein reges Leben.

Es dauerte nicht mehr lange und fast alle Vereine wurden „gleichgeschaltet“ z.B. wurde aus der Frauenschaft eine NS- Frauenschaft. Kinder und Jugendliche mussten in die NS Jugendverbände eintreten: Jungvolk (Pimpfe) Hitlerjungen (HJ), Jungmädel und Bund Deutscher Mädchen (BDM).

In Bömighausen wurde ein kleiner Jugendraum im ehemaligen Gemeindebackhaus eingerichtet. Je näher der 2. Weltkrieg heran kam, umso mehr verging- nach Berichten meiner Eltern- bei vielen Menschen Begeisterung und Jubel für den Nationalsozialismus.

Bild von der Musterung                                                     Einwohnerbuch für Waldeck 1938 S.207