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1.12.2 Mühle (Karl Schäfer)

Die Mühle in Bömighausen von 1550 – 1764

Im Jahre 1550 beklagte sich der Müller von Alleringhausen, dass seit der Errichtung der gräflichen Mühle in Bömighausen die dortigen Mahlgäste ausblieben. 1531 waren die Dienste, Fruchtaufkommen und der ganze Zehnte des Dorfes B. dem waldeckischen Amtmann Kaspar Treiß und seiner Frau Juliane verpfändet worden. 1538 übernahmen Kaspar Treiß und sein Sohn Johann einen Hof in Bömighausen meiersweise, den bis dahin Gockel Bornemann in Bömighausen untergehabt hatte. Der Hof mit einem alten Hause war Lehen des Stammes von Erminghausen, nach deren Absterben der von Boyneburg. Von ihnen hatten die Döringe in Korbach den Hof „in der Nerder“ als Lehen empfangen. Das Lehengut übernahmen die Treise von den Döringen in Korbach, von denen es vorher Tile Schmitz und Alheid seine Frau in Welleringhausen gehabt hatten. Das Haus hatte Bornemann in Besserung gebracht. Er bekam von Treis eine Kammer und lebenslangen Unterhalt.

Die Mühle war noch zu Lebzeiten des Kaspar Treiß erbaut worden, er starb 1553. Von einem Mühlenzins hören wir erst 1599. Hans Kaspar Treiß hat 1597 „meines gnädigen Herren Mühle“ auf 6 Jahre wiederum gewonnen und zahlte 4 Mark Mühlenzins (Amtsrechnung Eisenberg 1599, STAM 145). Für die Türken- und Kreissteuer wurde er mit 2 Rtl., 2 alb und 15 alb, 4 d. herangezogen.

1630 waren die Mühlen im Amt Eisenberg neu verliehen worden. Der Treiß-Müller in Bömighausen zahlte 6 Rtl. Weinkauf und jährlich 6 Rtl. Mühlenzins. 1636 wurde die Mühle Jakob Jeger auf 6 Jahre eingetan gegen 6 Rtl Mühlenzins und jährlich einen Kapaunen.

1609 war die Mühle zerfallen. Die Einwohner baten wiederholt um Restaurierung oder Neuerbauung. Durch die Dienstleistungen würden sie so beschwert, dass sie selten zur rechten Zeit bei anderen Mühlen mahlen lassen könnten, da wären zu viel Mahlgäste, das Wasser zu Zeiten zu klein, oder gefährliche Wege im kalten Winter hinderten sie, zum täglichen Brot zu kommen (115/16/4). Die Mühle ist wieder instandgesetzt worden.

1640 beschwerte sich Jeger bei dem Grafen über den Amtmann Adam von Brügge auf dem Eisenberg, der ihm Kontribution zu zahlen auferlegt hatte, obwohl die Mühle von Kriegskontribution frei und unbelegt war. Schließlich hatte man ihm seine Kühe über vier Wochen abgenommen und nach Sachsenberg geführt und endlich zurückgegeben, aber den Ochsen als Kontribution für das Dorf einbehalten. Jeger bat um Anweisung an den Amtmann, andernfalls wolle er die Mühle aufgeben und sich in sein „Darmstädtisch patriam“ (Vaterland) zurückziehen.

Am 31. August 1648 verkaufte Johann Werner Treiß dem damaligen Rentmeister des Amts Eisenberg Tilemann Judenhertzog und seiner Frau Anna Erich sein Erbgut in Bömighausen mit Ländereien, Garten, Wiesen und Hausstatt, dazu seine Erbmühle in Bömighausen mit ihrer Gerechtigkeit und Pacht. Der Vertrag enthielt die Klausel, dass von der Pacht jährlich ein Mütte Roggen den Armen abzugeben sei. Treiß überließ den Judenhertzogs außerdem in dem Vertrag sein Einkommen aus Erbpacht aus Johann Keuten Gut zu Welleringhausen mit 3 Mütte 12 Spind Hafer, seinen Pfandschilling von jährlich 6 Mütte Hafer, 6 Hähnen und 6 Steige Eiern für 100 Rtl. an Werner von Rehne geliehenes Geld, eine Forderung von 30 Rtl. von demselben und verzichtete auf alle nachstendigen Zinsen und Pacht aus seinen Gütern, ausgenommen auf die Zinsen von 1647. Die Kaufsumme wurde nicht genannt, es heißt nur, dass er die Kaufsumme für seine Güter zu Wichdorf (bei Kassel) angewendet habe. Ausgenommen vom Vertrag waren 100 Rtl. Schulden, die D. Noldens Witwe (des Oberamtmanns?) auf seinem Gut stehen hatte, wofür sie eine Wiese innehatte, „zu den Berggütchen genannt, gehörig“. Sie sollte die Wiese behalten, bis er Treiß das Kapital zurückgezahlt hatte.

1627 nannte Werner von Rehen in einer Verschreibung den Hans Kaspar Treisen von Bömighausen seinen „edtlen und ehrnfesten“ Vetter und Gevattern. 1628 nannte Werner von Rehen in einer anderen Verschreibung Johann Werner Treis von Bömighausen der „Ehrvester Edtler und Manhaffte“ Johann Werner war fürstlich lüneburgischer Wachtmeister bei der Leibgarde zu Pferde, später war er Rittmeister.

Hans Kaspar Treiß war in viele Prozesse verwickelt. 1595 nannten ihn die gräflichen Räte einen „wanckelbaren man, deme in seien Kopp mit gutem nichts kan gebracht werden“ (115/23/6).

Am 25. Oktober nahm Meister Hartmann Curtzen die Mühle in Bömighausen gegen ein Grundgeld von 6 Rtl. jährlich auf drei Jahre. Für die Erneuerung bzw. Neuanlage eines Mühlenrades, einer Welle, des Bettes und der Rinne wurde das notwendige Holz zur Mühle gefahren. Der Müller ließ das Holz auf seine Kosten bearbeiten und einbauen. Ein oberer Mühlenstein wurde herangefahren, den der Müller auf seine Kosten behauten und einlegen ließ. Das Grundgeld sollte der Müller einbehalten auf drei Jahre, dazu sollten ihm noch zwei Taler gut getan werden. Unterschrieben ist die Mühlenübergabe von J. Vietor in Lengefeld (Wald. Kammer 125, 297). Über die Dauer dieser Pacht ist nichts bekannt.

1674 hat Hillebrand König die Mühle übernommen für drei Jahre. Zwei Jahre wurden ihm die Mühlenpacht geschenkt, um die Mühle desto besser reparieren und in Gang setzen zu können. Auf eigene Kosten errichtete er einen neuen Mühlenbau, darüber wandte er über 16 Rtl. für einen neuen Mühlenstein und für das Mahlwerk auf. 1677 bat er um weiteren Erlass der Pacht, da er in den vergangenen sehr trockenen Jahren wegen Wassermangel selten mahlen konnte, die Einwohner keine Früchte zum Mahlen bringen konnten und ihr Korn auswärts kaufen mussten und dort auch mahlen ließen. Zudem war ein neues Mühlenrad von 14 Schuh hoch erforderlich, das mindestens 14 Rtl. kostete. König hoffte auf Unterstützung, um nicht gezwungen zu werden, gleich anderen Müllern der Grafschaft davon zu ziehen.

Der Rentmeister J. Leonhard gab Königs Eingabe weiter mit dem Vermerk, er habe nicht geglaubt, dass König die Mühle wieder in Gang hätte bringen können. Aber mit großem Fleiß habe er das Werk vollbracht. Erhielt er aber dennoch für richtig, den Müllern das Grundgeld abzufordern. Dem König solle man für das Jahr 1677 3 Rtl. nachlassen. Er glaube nicht, dass König davonlaufe (STAM 125/4796). König blieb bis Ende 1691 in der Mühle.

Am 16. Januar 1692 verpachteten der waldeckische Hofrat Johann Georg Rauchbar und Frau Elisabetha Charlotte in Lengefeld, die Mühle an den vormaligen Oberensischen Müller Henricus Langen von Schwalefeld auf sechs Jahre. Die Pacht betrug jährlich zwei Mütte 8 Spind gutes reines Korn, 4 Hahnen, 4 Steige Eier, außerdem sollte er in wasserreicher Zeit, wenn ihm eine Mütte Gerste und eine Mütte Hafer zugeführt wurde, diese ohne Entgelt als rein geschälte Gerste und Hafer mit der Grütze wieder liefern. Er übernahm Mühle und Mahlwerk in gutem Zustande, etwaige Baukosten und Reparaturen gingen zu seinen Lasten. 6 Rtl. ständig Grundgeld und 1 Kapaun blieben der Herrschaft vorbehalten. Zum Weinkauf zahlte er 6 Rtl.. Bürge war Henricus Köster aus Oberense. Weil er Schreibens unerfahren war, unterschrieb für ihn Johann Hermann Bunsen von Lengefeld. In einem Nachsatz heißt es, solange die Neerdarschen in seine Mühle kommen, muss der Müller 2 Rtl. Grundgeld zulegen.

Seit wann der nächste in den Akten genannte Müller Johann Stephan Hoffmann die Mühle gepachtet hatte, war nicht zu ermitteln. Nach seinem Tode im Jahre 1747 wurde zwischen seinem Sohn Johannes Philipp Hoffmann und Julianea Maria von Rauchbar, Erbfräulein zu Lengefeld am 1. Mai 1748 ein Pachtvertrag über sechst Jahre abgeschlossen.

1750 hatte die fürstliche Kammer in Arolsen eine Untersuchung zu führen über die Eigentumsverhältnisse der Bömighäuser Mühle. Aus den unvollständig erhalten gebliebenen Akten geht hervor, dass die Mühle dem Godfriedt Eyerding aus Welleringhausen als Erbbestandsmühle verkauft war, vermutlich im Auftrag des Fräulein von Rauchbar durch den Sekretär Schumacher ohne Wissen der Rentkammer .

1749 hatte Eyerding versucht, den Hoffmann aus der Mühe zu drängen. 1764 ist jedenfalls die Mühle im Besitz des Philipp Hoffmann. In diesem Jahre klärten das fürstlich Forstamt die Frage, unter welchem Titel die Müller das jährliche Gabeholz erhielten. Hoffmann antwortete, er sei nicht Herr von der Mühle und dem Gute, das sei das adlige Haus Lengefeld, Recht und Titel des Hauses könne er nicht angeben. Er, sein Vater und alle vorherigen Müller hätten das Gabeholz erhalten. Er zahle außer dem Lengefeldischen Pachtquantum jährlich 6 Rtl. 30 Groschen 6 Pfg und einen Kapaun von der Mühle, vom Gut gebe er wie jeder andere den Korn-, Gerste- und Haferzehnt, dazu zur jährlichen Schafzähle einen Jährling. Die Dienste (Fahr- und Pflugdienst) leistete er nicht.

Müller zu Bömighausen (molitor=Müller)

Daten der Erwähnung soweit bekannt

1. Hinricus Lange 23.05.1696 Müller in Bömighausen zur ev.Religion übergetreten

2. Philips 1699

3. Lippes 1700

4. Philip Eggerding 06.01.1709

5. Philip Egarding vor 1724

6. Joh. Stephan Hoffmann 1726, 1731, 1732

7. Joh. Philip Hoffmann 1755, 1757, 1760

8. Christian Ludwig Behlen

9. Joh. Henrich Behlen 1820, 1822, 1838

10. Joh. Bernhard Christ Behlen

11. Joh. Friedrich Behlen

12. Heinrich Christ Behlen vor 1919 nach dem 2. Weltkrieg wurde die Mühle geschlossen (letzter Müller)

 

Einzige noch vorhandene Abbildung der Mühle mit dem Wasserrad ist ein schlichtes Ölgemälde, dass ein während des Krieges dort in Quartier liegender Soldat auf eine kleine Sperrholzplatte malte.