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1.12.7 Schuhmacher

Auf einer alten Postkarte findet sich der Eintrag „Villa Bangen“. Herr Bangen konnte ein für die damalige Zeit recht komfortabeles Haus errichten lassen, mit hohen Räumen und Fenstern.

Die üblichen Häuser hatten niedrige Stuben mit kleinen Fenstern. Ein Eisenzaun mit gefährlichen Spitzen schloss bis nach dem 2. Weltkrieg das Grundstück zur Straße ab.

Nach dem Tod von Herrn Bangen heiratete Herr „Keine“ die Witwe „Finchen“. „“Keine“ kaufte das erste Auto in Bömighausen und Umgebung. Mein Onkel Karl Schäfer hat ihm in der Erzählung „vom ersten Auto im Upland“ ein literarisches Denkmal- in Platt- gesetzt.

Alber Pöttner, aus Wittmers kaufte das Haus und war als Schuhmacher im Dorf und in den Nachbarorten tätig.

Onkel Albert war bis ins Alter, trotz mancher Schicksalsschläge ein fleißiger, humorvoller und beliebter Mann. Er reparierte Schuhe, Geschirre und Binderlacken. Schuhcreme und Schnürbänder wurden neben neuen Schuhen verkauft. Die Schusterstube war besonders in der kalten Jahreszeit ein gern besuchter Treffpunkt.

Im Nebenberuf konnte Onkel Albert Haare schneiden, war Landwirt, Imker und schnitt mit einer Maschine Dosen ab und verschloss sie nach den Hausschlachtungen wieder. Er war in Shefield in Englischer Gefangenschaft.

Besonders lustig war es für meine Freunde Albert, Erich und für mich, wenn es hieß: „De alle Paulus is do“. Paulus kam mit dem Flizepe (Fahrrad) ut Allerkissen. Er bereitete uns mit seiner Sprache und seinen Erzählungen viel Vergnügen, wenn er z.B. von der Kurvenklanke (Kurve) wo er beinah eine Vasefrugge (Frau) umgefahren hätte oder vom Stukenrat Dübbelweik (gemeint war Studienrat Engelhard) erzählte. Elemente seiner Sprache waren u.a. Umdrehungen und Verdoppelungen. Einem als geizig bekannten Dorfbewohner war die maßvolle Rechnung von Schusters Onkel noch zu hoch. Er hielt die Hand ans Ohr und sagte: „Wat ik höre schwor“ (Was ich höre schwer). Schusters Tante war wie ihre Mutter sehr freigiebig. Schon kurz nach Neujahr legte der Hase in Zwiebelschalen gefärbte Ostereier. Ich erinnere mich gerne an viele schöne Stunden mit liebenswerten Menschen bei Schusters.