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1.12.9 Aus der Geschichte eines Geschäftshauses (Schäfers)

Aus: Beiträge zur Familiengeschichte Schäfer/ Gottschalk aus dem Waldecker Land.

zusammengestellt von Karl und Ingrid Thomas 2003

Das Haus soll im Jahre 1870 als Neubau errichtet worden sein. Es liegt im Gemarkungsteil „Auf dem Burlande“, manchmal hieß es in Platt „Upm Hundemarket“. (Flur 3, zwischen Schule und Kirche).

Das damalige Gebäude hatte bei den Leuten im Dorf und der Umgebung die Namen Gebeshol oder Michels. Gebeshol war ursprünglich wohl die Bezeichnung für die Ansiedlung zwischen Neerdar und Bömighausen (heute Knippschilds – im Wiesengrund). Ob die Namensänderung etwas mit dem Gastwirt Biederbick zu tun hat? Biederbick wohnte im Gebeshol, bevor er die Witwe Friederike Emde heiratete und ins Dorf zog. „Michels“ stammt vom Großvater Fritz Schäfer, der in Michels (später Trögelers Haus das nach dem 2. Weltkrieg abgebrochen wurde), herangewachsen ist. Meine Mutter, Frieda Thomas, geb. Schäfer, hat mir oft erzählt, dass sie „Michels Frieda“ genannt wurde.

Lt. Gewerbesteuerliste von 1878 betrieb der damalige Besitzer Karl Emden eine Scheuerwarenhandlung. Das Haus war nachweislich von 1892 bis 1895 im Besitz von Karl Emden, der einen Gemischtwarenhandel (auch Stoffe und Porzellan) mit Gastwirtschaft betrieb.

Eine Anzeige des Karl Emden aus der Corbacher Zeitung liegt noch vor.

Karl Emden richtete in der späteren Wasch- und Spülküche eine (sicherlich bescheidene) Molkerei ein. Über die Ausstattung und Milchlieferungen sind noch Unterlagen erhalten geblieben, die in dieser Chronik besonders vorgestellt werden.

Mein Großvater, Friedrich- Christian- Carl (Fritz) Schäfer, hat das Haus und Geschäft dann 1898 erworben. Er heiratete am 01.01.1896 Marie-Luise Gottschalk aus Eimelrod. Beide führten die Gastwirtschaft, das Geschäft und die kleine Landwirtschaft weiter. Der Großvater muss ein guter Geschäftsmann gewesen sein. So hat er z.B. Emde (Hagen), Bömighausen durch eine für damalige Zeit beträchliche Abfindung, dazu bewogen, seinen Laden zu schließen (mündlliche Überlieferung von Frieda Thomas, geb. Schäfer).

In seinem Buch „De Leggenskoster“ setzt Ludwig Bender aus Usseln in der Geschichte „Dat Einhorn“ auf Seite 54 dem Gastwirt Fritz Schäfer ein literarisches Denkmal.

Aus dem Geschäft: Lt. Cassabuch-Buch für den Consumverein Schweinsbühl, wurden am 18.01.1902 an Fr. Schäfer, Bömighausen, für ein Pfund Hefe 65 Pfennige bezahlt. Sicherlich hat der Großvater den Schweinsbühlern ausgeholfen, da er sonst nicht zu deren Hefelieferanten gehörte.

In dem Buch „Das Upland im Spiegel der Presse von 1777 – 1945“ sind drei verschiedene Anzeigen von Fritz Schäfer abgedruckt (S. 173/1898; S. 185/1901;

S. 204/1905). Diese Anzeigen stammen ebenfalls aus der Corbacher Zeitung. Daraus geht hervor, dass Fritz Schäfer in seiner Zeit ein fortschrittlicher Geschäftsmann war.

Bukskin ist ein englischer Stoff. Carl Emden war der Vorgänger vom Opa!

Im Haus des Zimmermeisters Saure (Winkelmanns) in Neerdar sind zwei Rechnungen von Fritz Schäfer erhalten geblieben (s. Bild links).

 

Im Jahre 1995 bewirtete mich, nach ihrem 90. Geburtstag Luise Wilke, die aus Gottschalks- Haus in Eimelrod stammte, auf einem Service, das nach ihrer Aussage von Fritz Schäfer geliefert wurde.

Schäfers Haus ist im Laufe der Jahre häufig an- und umgebaut worden. So ließ, nach Angaben von Karl Schäfer, Wetter, unser Großvater Fritz Schäfer 1911 den Saal anbauen. Auf einer Postkarte ist das Haus noch ohne Anbau zu erkennen (s. Bild).

Postkarten waren damals schon wichtige Werbeträger. Unter dem Haus gab es eine hölzerne Kegelbahn und einen sogenannten Reisestall, in den Übernachtungsgäste ihre Pferde einstellen konnten. Später wurde die Scheune erbaut und daneben eine Garage errichtet. Die Scheune wurde durch Martin Zweers (Onkel Martin), mit einem neuen Dach versehen.

Das  Bild zeigt die Scheune von Fritz Pöttners Haus

 

An der Ecke zur Baumschule hin wurde im beginnenden Zeitalter der Motorisierung, bereits vor dem 2. Weltkrieg eine Tankstelle betrieben (s. Bild S. 110).

Nach dem allzu frühen Tod der Großeltern haben die Kinder ab 1917 unter den schwierigen Bedingungen der Kriegs- und Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges den Betrieb weitergeführt, bis er von Wilhelm Schäfer (Onkel Wilhelm) übernommen wurde.

Nach Beginn des 2. Weltkrieges übernahm Wilhelm Schäfer den Betrieb seiner Frau Änne in Iserlohn, und verpachtete Schäfers Haus in Bömighausen an seine Schwester Ida und deren Ehemann Martin Zweers. Sie führten das Geschäft in der schwierigen Kriegs- und Nachkriegszeit des 2. Weltkrieges. Leider scheiterte ihre Ehe. Von Martin Zweers wird gesagt, dass er sehr kinderlieb gewesen sei.

So wurden Haus, Geschäft und Gastwirtschaft Schäfer an Friedma und Fritz Römer aus Hesperinghausen verpachtet, die dann im Jahre 1957 das Anwesen und Geschäft käuflich erwarben.

Nachdem Römers ein neues Geschäftshaus (Einzelhandel, Post und Pension) im Garten erbaut hatten, wurde das Schäfersche Haus mit Gastwirtschaft und Fremdenzimmern verpachtet.

Doch lediglich die Familien Tenbrock, Ritter und Pohlmann betrieben im Gegensatz zu vielen anderen Pächtern die Wirtschaft mit Erfolg.

Nach dem Ausbau des Großhandels verkauften Römers im September 1997 das Schäfersche Haus an Thomas Bakaras. Das Haus stand leider längere Zeit leer, jetzt ist dort nach Renovierungsarbeiten die Gaststätte unter dem Namen „Römerhof“ neu eröffnet worden.

Eine große Hilfe für die Familie war Luise Emden (Et graute Wiese), die für viele Jahrzehnte im Hause treue Dienste leistete; nach liebevoller Betreuung durch Familie Römer, verstarb Tante Luise im hohen Alten von über 90 Jahren .