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1.5.5 Bräuche (Osterfeuer, Neujahrssingen, Kartoffelbraten)

Vom Osterfeuer:

Dieser Brauch hat sich im Waldecker Land und im benachbarten Westfalen trotz wiederholter Verbote der Waldeckischen Regierung bis heute erhalten.

1681: „Das Abbrennen von Osterfeuern ist als alte heidnische Sitte den jungen Leuten erneut verboten worden.“

Die Vorbereitung der Osterfeuer kostet viel Arbeit und Zeit. Ältere Schulkinder und einige Jugendliche schleppten (schlippen) trockene und noch grüne Fichtenzweige in den Wäldern an einen Fahrweg. Die Fackeln wurden mit einem Griff versehen, eingesägt und ab Januar am Herd oder Ofen getrocknet. Kurz vor Ostern mussten die gesammelten Äste mit Pferdewagen an den Bömighäuser Osterkopf gefahren werden. Hier wurde durch junge Männer ein Gerüst aus 2 Buchen (Stündeln) mit Gabeln und aus Fichtenstämmen errichtet. Die Buchen wurden passend gesägt und eingegraben, ein Fichtenteil quer in den Gabeln befestigt. Zwei stärkere Fichtenstämme wurden schräg bis auf die Erde gelegt und mit Fichtenteilen in bestimmten A bständen miteinander verbunden. Nun konnten zunächst die trockenen Äste danach die grünen Äste auf dem Gerüst aufgestapelt werden, die Seiten wurden mit grünen Zweigen abgedichtet. Von Bauern gestiftetes Stroh wurde in den Hohlraum geschleppt. Die imposante Seite des Holzstoßes zeigte zum Tal. Dann fehlte noch Buchenholz für das Fackelfeuer.

Seit einigen Jahren ließen die Burschen (wie heute noch in bestimmten wetfälischen Orten) mit Stroh umwickelte Feuerräder ins Tal rollen. Dies wurde wegen der Beschädigung der Weidezäune eingestellt. Es ist immer wieder ein faszinierender Anblick, wenn am Abend des 1. Ostertages auf dem Bömighäuser Osterkopf nach Einbruch der Dunkelheit nach altem Brauch die Fackeln gedreht werden und die Flammen des Osterfeuers gen Himmel lodern.

Das Bild zeigt das pultdachförmige Grundgerüst der Stämme. Auf zwei starken senkrecht in den Boden gerammten Stämmen liegen zwei ebenfalls starke Stämme die nach hinten auf dem Boden aufliegen. Quer darüber befinden sich die dünneren Stämme. Zur Abstützung sind noch Querstämme erkennbar.

Neujahrssingen: Es ist in Bömighausen guter alter Brauch, dass am Neujahrstag die Kinder mit ihren Vätern und die Jugendlichen durch das Dorf ziehen, und den einheimischen Familien ein Neujahrsständchen in singender Form vortragen. Inzwischen wurde das ehemalige originale Lied etwas vereinfacht, und es besteht nur noch aus dem 1. Teil bis „Jahr“. Während die Männer einen klaren Schnaps bekommen, sammeln die Kinder fleißig Geldmünzen ein. Früher haben die Jugendlichen das Ständchen nach Mitternacht gesungen und anschließend in einer großen Pfanne Eier und Wurst gebacken und verzehrt.

Kartoffelbraten zum Saisonabschluss: Die Bömighäuser Schützen und der örtliche Verkehrsverein laden jedes Jahr zum Kartoffelbraten ein. Dieser erst in jüngster Zeit eingeführte Brauch lockt alljährlich viele Besucher an. Schon rechtzeitig vor dem Fest wird traditionsgemäß von Erich und Alfred Pöttner das Feuer angemacht. Die Kartoffeln werden unter der Aufsicht von Erich Pöttner im Feuer gebraten, wie es früher üblich war. Die Gäste können es gar nicht erwarten eine frische duftende Kartoffel zu bekommen. Die Pelle wird teilweise entfernt, ein wenig Butter auf die Kartoffel gestrichen und fertig ist das köstlichste Gericht. Es gibt leckeres Fleisch (Steak und Bratwürstchen) vom Grill, und ein kühles Glas Bier. Mit ein bisschen Glück spielt der benachbarte Musikverein Rhena, und „der Tag ist in Butter“. Das Bild erschien am Dienstag, den 19. September 1995, es zeigt das nette Stroh- Pärchen, das seit einigen Tagen am Dorfgemeinschaftshaus Quartier bezogen hat.