1.3.6 Lehrerkonferenz
Auszug aus dem Bericht über die Lehrerkonferenz in der Schule des Herrn Emde zu Bömighausen am 7. Juli 1852
„Das Schulzimmer ist nämlich so klein, dass sogar zwei von den Teilnehmern ihren Platz in dem Hausflur fanden... Wenn die Schule zu Bömighausen auch nur 24 bis 25 Kinder stark ist, so muss man doch den Mann bedauern, der genötigt ist, in einem Zimmer von vielleicht kaum 100 Quadratfuß eingepfercht zu sein...Der Schulraum enthielt einen Alkoven mit Bett für einen „Mietsmann“. Ein sehr langsamer...Gesang, mit der Violine begleitet...diente zur Eröffnung. Dem Gesange folgte das Gebet- bestehend in Gesangbuchslieder, gereimten und ungereimten Morgen- und anderen Gebeten, deren jedes der 19 Kinder ... eins vollständig und ohne Anstoß hersagte. Wenn manchem unter uns die Sache auch etwas lange währte, so muss man doch des Lehrers Geduld und Ausdauer bewundern... Obschon bei der Besprechung hierüber die Mehrzahl etwas, auch wohl viel „weniger Gebete“ gewünscht hätte, so ließ sich doch eine Stimme also vernehmen: „Herr Emde! Merken sie wohl, was ich Ihnen sage: Lassen sie mehr noch viel mehr beten!“...Der Unterricht begann mit dem Lesen. Immer noch ist hier die Bibel das Lesebuch, aus welchem jedes der oben gedachten 19 Kinder der Reihe nach einen Vers von der „Erweckung des Lazarus“ laut und fertig- wenn auch ohne Betonung- vortrug. Dass die 5 oder 6 Kleinen währenddem unbeschäftigt blieben, schien uns nicht so ganz angemessen; doch muss anerkannt werden, dass sie sehr still und anscheinend auch aufmerksam waren... Im Rechnen, als dem 2. Gegenstand, waren die Kinder mechanisch recht ungeübt; ein Kennen der Gründe für das Verfahren war nicht zu bemerken. Alle Mitglieder der Versammlung waren darin einig, dass die Schule zu Bömighausen auffallend viel fähige Köpfe derzeit besitze, und dass ein lebendiger, weniger schüchterner Mann, als Herr Emde, ein zwar kleines, aber fruchtbares Feld für seine Tätigkeit hier finden würde. Herrn Emde wurde allgemein geraten, häufiger die Schulen seiner Nachbarn zu besuchen, um sich etwas mehr Freiheit in seinen Bewegungen anzueignen, was seiner Schule die damit verbundene Versäumnis sicherlich mit Zinsen ersetzen dürfte. Nun vielleicht wagt er’s. Corbach im Juli 1852 unterzeichnet Kühne
Die 64jährige Enkelin des damaligen Schreiners und Lehrer Emde beschrieb mir diesen Schulraum, den sie noch gut in Erinnerung hat, recht anschaulich.