1.4.18 Unser Dorf soll schöner werden
WLZ v. 3. Sept. 1963
Für Bömighausen ist noch „alles drin". Das Dorf hinterließ bei der Besichtigung durch die Bundes- Prüfungskommission einen guten Eindruck – aber die Entscheidung fällt erst Ende nächster Woche.
Der große, mit angehaltenem Atem erwartete Tag ist vorüber – aber noch ist kein Grund zum erlösten Aufatmen, noch hält die Spannung an. Vergeblich suchten die Bömighäuser gestern Vormittag in den freundlichen aber undurchdringlichen Mienen der Mitglieder ein Urteil zu lesen. 20 Dörfer aus acht Ländern der Bundesrepublik nehmen teil. Unnötig zu sagen, dass in Bömighausen am Sonntag „lange Nacht" war, dass Bürgermeister Zölzer und Lehrer Koch immer noch einmal durchs Dorf gingen und versuchten ihr mit den Augen der Heimatliebe gesehenes Dorf
mit den unbestechlicheren, kritischeren Augen eines Fremden zu betrachten, dass die ganze Gemeinde ihr Dorf putzte und letzte Hand anlegte.
Landrat Dr. Recccius ließ es sich nicht nehmen, an der Besichtigung „seiner" schönsten Gemeinde teilzunehmen.
Die Höchstpunktzahl ist 100. Die Punkte werden in drei Gruppen vergeben: 1. Selbsthilfeleistungen der Gemeinde (allgemeiner Eindruck des Dorfes, Ordnungseinrichtungen, Kultur-, Erholung- und Freizeiteinrichtungen) – dafür kann es 1 bis 30 Punkte geben; 1 bis 35 Punkte für Gemeinschaftsaufgaben (Eingrünung des Ortes, Anlage und Pflege von Baum und Grün an Straßen, Wegen, Dorfplätzen, Wasserläufen und Dorfweihern.
WLZ Sonnabend, 30. November 1963
Wie ein Lauffeuer ging gestern in der kleinen Voruplandgemeinde die Nachricht von Mund zu Mund: Staatsminister Hacker hat der Bevölkerung Bömighausens die herzlichsten Glückwünsche zur Goldenen Medaille telegrafisch übermittelt.
Damit haben die Bewohner des Ortes nach vielen Wochen mühevoller, aber mit Liebe verrichteter Arbeit einen stolzen Lohn erhalten: Die Anerkennung als eines der schönsten Dörfer im gesamten Bundesgebiet.
An dieser Stelle seien auch der unermüdliche Einsatz und die tatkräftige Regie von Lehrer Koch und seiner Gattin hervorgehoben, die alles daran setzten, ihren Teil zur Verschönerung des Dorfbildes beizutragen. „Die Instandhaltung der Gebäude sowie der Blumenschmuck um die Häuser zeigen, dass jeder einzelne Bürger durch persönliche Anstrengungen zur Ausgestaltung des Ortsbildes beiträgt", heißt es in der Beurteilung der Kommission. Und weiter: „Wohn- Obst- und Gemüsegärten sind – wie die Vorgärten – ganz vorzüglich gepflegt. Zahlreiche Bäume an Haus und Hof zeugen vom Verständnis für die Bedeutung für das ganze Ortsbild. Hervorzuheben sind Pflege und Gestaltung des Bachlaufes. Bäume und Hecken fügen das Dorf harmonisch in die Landschaft ein. In Bömighausen haben Bürgermeister, Gemeinderat, die gesamte Bürgerschaft, Lehrer und Schulkinder einträchtig zusammengewirkt, um ihre Umwelt trotz schwieriger landschaftlicher Voraussetzungen zu verschönern.
Bömighausen am goldenen Ziel seiner Bemühungen, Bürgermeister Zölzer, Lehrer Koch und 25 Bömighäuser nahmen in Bonn die goldene Plakette für den Sieg im Dorfverschönerungswettbewerb in Empfang.
Die Krönung ihrer dreijährigen Bemührungen um das schönste Dorf erlebte die Gemeinde Bömighausen gestern durch die Verleihung der goldenen Plakette im Bundeswettbewerb in der Beethovenhalle in Bonn. Für die Gemeinde nahm Bürgermeister Karl Zölzer die Plakette und Lehrer Fritz Koch die Urkunde entgegen. An der Feierstunde nahmen 27 Gemeindemitglieder teil. Neben Bömighausen bekam die Gemeinde Allendorf und Biskirchen ebenfalls eine Gold Plakette.
In seinen Begrüßungsworten würdigte der Präsident der Deutschen Gartenbaugesellschaft und Sprecher des Deutschen Rates für Landschaftspflege, Graf Lennart Bernadotte, besonders die Verdienste des Landes Hessen. Unsere Dörfer müssen nicht nur schöner werden, sie müssen auch wieder frommer werden. Sie können die Räume sein, in denen der Mensch als Gottes Geschöpf in Freiheit und Eigenverantwortung und in Demut wirkliches Leben erfährt.
In der Villa Hammerschmidt empfing anschließend Bundespräsident Lübke die Bürgermeister der 20 ausgezeichneten Gemeinden. Er sagte: „Man sehe daran, wenn man der Jugend eine Aufgabe gebe, dann sei sie auch zur Stelle".
„Bömighausen hat tiefen Eindruck gemacht" Am kommenden Freitag Empfang durch den Bundespräsidenten/Mit der Bundesprüfungskommission im Dorfverschönerungs-Wettbewerb unterwegs.
Der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Werner Schwarz, wird am Freitag, 29. November 1963 in der Beethovenhalle zu Bonn die aus dem Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" hervorgegangenen Gemeinden auszeichnen. Der Herr Bundespräsident wird am Mittag die Bürgermeister dieser 20 Dörfer in der Villa Hammerschmidt empfangen.
Die mit einer Goldmedaille ausgezeichnete waldeckische Gemeinde Bömighausen wird mit einer stärkeren Abordnung an den Veranstaltungen in Bonn teilnehmen.
In Bömighausen war das Preisgericht tief beeindruckt. Von der Leistung dieser 200 Einwohner zählenden Gemeinde. Trotz ungünstiger landwirtschaftlicher Voraussetzungen und bei dem bekannten Arbeitskräftemangel hatte die Gemeinde zahlreiche Arbeiten begonnen und sie zu Ende geführt, wobei konsequent und vorbildlich der dörfliche Charakter erhalten wurde.
Dorfverschönerung WLZ v. 12.07.1966
Fast alle Bömighäuser packten mit an, als es hieß, man werde am Sonderwettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ teilnehmen... Nur sieben hessische Gemeinden beteiligten sich... Alle Einzelheiten wurden begutachtet. Hier ein gepflegter Vorgarten, dort das saubere Bachbett der Neerdar. Gerade der Bach hatte früher einigen Kummer bereitet, er hatte einmal die Bewertung verschlechtert....Das Ufer war sauber und im Wasser schwamm kein Unrat. Ein besonderes Schmuckstück des Dorfes ist die gemeinschaftliche Kühlanlage. „Das meistbesuchte Haus Bömighausens“ wurde sie von Zölzer genannt. Der frische Anstrich und die mit Blumenkästen geschmückten Fenster geben dem Zweckbau ein ansprechendes Aussehen. Auch der Friedhof dürfte für eine gute Note gesorgt haben. Der Misthaufen vor dem Hof, einst des Landwirts Aushängeschild, ist in Bömighausen längst von der Bildfläche verschwunden. Wo er nicht von der Straßenseite weggeräumt werden konnte, wurde er durch einen Zaun den Blicken entzogen. Selbstverständlich, so dass es kaum mehr auffiel, standen an allen Fenstern und an fast allen Treppenaufgängen Blumenkästen. Dorfstraßen sind keine Punkalleen. Trotzdem waren Bömighausens Straßen blitzblank. Das war nicht nur auf den Regen zurückzuführen. Die Freiwillige Feuerwehr hatte alle Straßen mit kräftigem Wasserstrahl gesäubert... Mit einer Weinprobe im Hause des Kaufmanns Römer wurde die Ortsbesichtigung abgeschlossen.
Bömighausen verabschiedete „Sparhaushalt“.
Nur die notwendigsten Maßnahmen sollen durchgeführt werden/ Trotz der Goldmedaille noch Sorgen um den Fremdenverkehr. Mit 39 085 Mark schließt der ordentliche Haushalt der Gemeinde Bömighausen ab. Nachdem vor vier Jahren die Schule neue Bänke, Tische und einen Fußboden (für rund 3500 Mark) erhielt, ist in diesem Jahr das Schuldach neben den anderen Instandhaltungsarbeiten an der Reihe. 5300 Mark sind dafür im Haushalt 1963/64 vorgesehen.
Die Gemeinde steckte 20 000 Mark in die Aktion „Unser Dorf soll schöner werden“ und teerte die Ortsstraßen.