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1.3.4 Schulgebäude

Schulgebäude

Gemeindehaus (Zeichnung von Helmut Ullrich)

Erbaut 1836                                                              
Baumaße:
als Wohnsitz für den Kuhhirten  der Gemeinde, und zur Aufbewahrung der Magazinfrüchte.   
         
Länge:  29,5 Fuß

 Breite:  19,5 Fuß

Höhe:    Keller: 6,0 Fuß   1. Etage: 7,5 Fuß     2. Etage:   7,0 Fuß      Dach:    10,5 Fuß

Es diente als erstes Schulgebäude der Gemeinde.                      

 Zeichnung nach dem Inventarium der Schule in Bömighausen aus  dem Jahre 1864                                                                           
 
Der zweigeschossige Bau war nur zur Hälfte nach Südosten unterkellert.Das Dach war mit Stroh eingedeckt.
a) Kuhstall mit Kellerraum      
b) Schulstube      
c) Flur
d) Laubstall
e) Wohnstube
f) oberer Flur (ohne Fenster)
g) Magazinraum

1860 wurde der Glockenstuhl aufgebaut. Das Gebäude ist 1875 abgebrannt. 

Inventarverzeichnis der Schule in Bömighausen. (29.08.1864)

A ) das jetzige Schulhaus erbaute die Gemeinde vor etwa  28 Jahren (1836) zu einem Gemeindehause, worin gewöhnlich der Kuhhirte des Ortes wohnte; außerdem wurde es zur Aufbewahrung der Magazin-Früchte benutzt.
Seit 14 Jahren (1850) hat die Gemeinde dieses Haus zum Schulhaus bestimmt. Dasselbe steht in der Mitte des Ortes auf der nördlichen Seite auf einem Hügel mit der Front nach Süden gerichtet; enthält zwei Stockwerke wovon das unterste 7 ½, das oberste 7 Fuß hoch ist. Es ist 29 ½ lang und  19 ½ breit und von Fachwerk konstruiert, bis jetzt ohne Bewurf. 

a) Zubehör:
Vor dem Hause nach Süden befindet sich ein 90 Fuß großer Raum (Platz) welcher außer zum Eingange, teils zur Mistenstätte, teils zum Holzplatz benutzt werden kann. An der östlichen Seite des Hauses ist ein 7 Ruthen, 75 Fuß großer Garten, welcher vom früheren Lehrer Emde zur Baumschule angelegt ist. Auf der westlichen Seite des Hauses ist ein Grabegarten von 9 Ruthen, 05 Fuß Größe.

b) Die Grenzen des Hauses nebst Zubehör sind:

Nach Osten und Norden das Land des Friedrich Kalhöfer, nach Süden der Gemeindeweg, nach Westen ein Garten des Christian Schnautz. 

c) Im Mauerwerk oder Erdgeschoss des Hauses nach Südosten befindet sich ein Kuhstall in welchen von Süden eine Tür führt. Derselbe ist 10 ½ breit, 11 ½ lang und 6 Fuß hoch. Ferner befindet sich im Mauerwerk ein Keller zu welchem aus dem Kuhstall eine Tür führt und durch eine Tür und Treppe mit der Küche im 1. Stockwerk in Verbindung steht. Beide Räume sind mit Balken überlegt.

d) Erste Etage:

Der Eingang ins Haus ist steil und fehlt eine ordentliche Treppe. Die Haustür ist neu, mit einem verschließbaren Schloß und Schlüssel versehen.
Der Hausflur ist neu gedielt, 11 ½ lang und 7 ½ breit; vorn an der rechten Seite desselben ist der Eingang zu der nach Südosten gelegenen Schulstube. Die Tür zu derselben neu und kann verschlossen werden. Das Licht erhellt die Stube von Süden und Osten her von fünf guten Fenstern. Die eigentliche Schulstube ist 11 ½ breit, 11 ½  lang und 7 ½ Fuß hoch; hinter derselben war früher eine Schlafkammer welche jetzt ebenfalls zur Schulstube hinzugezogen ist, dieselbe ist 6 Fuß, 10 Zoll Lang und 7 Fuß breit. An der Linken Seite der Stube befindet sich ein guter Ofen, welcher von innen geheizt wird. Hinter dem Flur, an der Nordseite befindet sich die Küche, worin man durch eine Tür von dem Flur tritt; dieselbe ist 6 Fuß, 10 Zoll lang und 12 ½ breit. In derselben ist ein alter Feuerherd, welcher aus einen Eisenplatte besteht, vorhanden. Ein neuer Schornstein ist aufgeführt. Aus der Küche führt an der linken Seite eine Tür zu der 6 Fuß, 10 Zoll langen und 7 Fuß, 8 Zoll breiten Speisekammer. An der linken Seite des Flurs ist ein 7 Fuß, 8 Zoll breiter und 11 ½ langer Laubstall, in welchen von außen eine Tür führt.

e) Ins 2. Stockwerk führt eine auf der Seite des Flur stehende 12 Stufen hohe Treppe von eichen Holz, einen über dem Flur liegenden Gang, derselbe hat zur Länge die ganze Breite des Hauses und ist ebenso breit wie der Flur. An der südlichen Seite des Ganges ist eine Öffnung, durch welche der Gang Licht erhält; die Öffnung ist mit einer Lade versehen, welche mittels eines Hengels von innen zugemacht wird. An der rechten Seite des Ganges über der Schulstube gelegen ist eine Wohnstube, zu welcher man durch eine gute Tür, mit Schloß und Schlüssel versehen, gelangt. Die Stube ist ebenso groß wie die eigentliche Schulstube, mit einem Fenster versehen. Hinter der Wohnstube ist, an der nördlichen Seite eine Schlafkammer, von 6 Fuß, 10 Zoll Länge und 7 Fuß Breite, worauf man durch eine Tür ohne Schloß von der Wohnstube gelangt; ein Fenster ist darauf nicht vorhanden. Neben der letztgenannten Schlafkammer ist eine 6 Fuß, 10 Zoll lange und 4 ½ Fuß breite Rauchkammer, durch welche der Schornstein führt. Der Eingang hierzu führt durch eine auf dem Gange angebrachte Tür. Links der Tür zur Wohnstube ist der Eingang zu einem Raum, welcher zur Länge die ganze Breite des Hauses hat, außerdem ist derselbe 7 Fuß, 8 Zoll breit. Dieser Raum wurde früher zur Aufbewahrung der Magazinfrüchte benutzt. Die Tür hierzu ist im gutem Zustand mit Schloß und Schlüssel versehen. Nach der Front des Hauses ist eine Lade welche die Stelle eines  Fensters auf diesem Raum versieht.

f) Vom Gang des obern Stockwerkes führt eine Leiter an der nördlichen Seite auf den Dachboden der jetzt ungenutzt ist, sonst aber zu Bänseraum und Fruchtboden benutzt werden kann. Das Dach ist 10 ½ Fuß hoch und mit Stroh gedeckt. Die westliche Seite des ganzen Hauses ist mit Brettern beschlagen.

g) Auf dem Dach ist ein Türmchen angebracht, worin eine Glocke hängt, welche vom obern Gang aus mittels eines Seiles geläutet wird. Noch wird bemerkt, dass jetzt sämtliche Räume des Hauses, außer der Schulstube, unbenutzt sind.

B) Grundstücke :

1) Die bei der Beschreibung des Hauses schon erwähnten Gärten.

2) Ein Acker unterhalb des Ortes an den Tannen gelegen, Flur III, Nr. 111,1 Morgen, 120 Ruthen, 55 Fuß groß, wovon 1/3 in der III. und 2/3 in der IV. Klasse ist.
Derselbe ist im Anschlag zu 1 Thl, 10 Sgr.

C) Lehrmittel und Lehrgerätschaften

1) Ein Schulschrank mit Schloß und Schlüssel. In denselben:

a) Ermahnung zum Schutze nützlicher Tiere
b) Rechenbuch von Mergenfeld          
c) Biblische Geschichte, Hystorie von Adler
d) Lesebuch von Seiler
e) Volksschulgesetzbuch von Curtze
f) Choralbuch von Hahn
g) einige alte unbrauchbare Karten

2) Drei Subsellien noch wohl erhalten, wozu auch 4 Gläser gehören.

3) Zwei Wandtafeln von Holz, eine alte und eine neue.

4) Die Wandfiebel von Högters, in diesem Jahr neu angeschafft.

5) Ein Haupt- und Stoffbuch.

6) Ein Stuhl für den Lehrer.

Der Bauantrag vom 10.7. 1880 für das Gemeindehaus (Schule)

Die Gemeinde Bömighausen beabsichtigt außerhalb der Dorflage an einem erworbenen Grundstück, 4 Meter vom Rande der Briloner Strasse entfernt, ein Gemeindehaus zu errichten. Dasselbe soll von Fachwerk erbaut, die Grundmauern von Bruchsteinen aufgeführt und die äußeren Wände ebenfalls damit ausgemauert werden. Die Westseite soll nach außen mit einer Bretterverschalung des Wetterschlags wegen versehen, und das Dach mit Hohlziegeln eingedeckt und mit Schiefer eingefasst werden. Ich füge Bauriss und Situationsplan anbei und bitte wohllöbliche Bauversion die Genehmigung zu dem gedachten Bau gefälligst in Kürze erteilen zu wollen, da die Gemeinde denselben binnen 14 Tagen in Angriff nehmen muss, weil sonst die derselben zustehenden Brandkassengelder für das abgebrannte Schulhaus verfallen.

Bömighausen, den 10. Juli 1880. Der Bürgermeister C. Trachte

Der Gemeindevorstand gibt am 17.10. 1880 dem Gemeinderat bekannt, dass das Geld für den Schulbau nicht aus eigenen Mitteln aufgebracht werden kann. Der Gemeinderat beschließt ein Darlehen von 3000 Mark bei der Kreissparkasse zu 6 % Zinsen aufzunehmen.

Der Kostenvoranschlag von 1880 zum Neubau eines Gemeindehauses für die Gemeinde Bömighausen sieht folgende Ausgaben (in stark gekürzter Form) vor, wobei die Fuhren ausgenommen sind, da sie von der Gemeinde geleistet werden sollen:

I Erdarbeiten 25 M 03 Pf., II Maurerarbeiten 1464,82, II Zimmerarbeiten incl. Material 1102,34,

IV Schreinerarbeiten 683,89, V Schmiede und Schlosserarbeiten 131,20, VI Dachdeckerarbeiten 341,97, VII Öfen, Herd, Kuhkrippe und für unvorhergesehene Fälle 300,70.

Summe im ganzen 4050 Mark, Corbach den 18ten Juli 1880 unterzeichnet von Diksel

Im Herbst des Jahres 1875 ist die Schule (dort wo jetzt das Haus von Hermann Schulze steht)  abgebrannt. Der Schulunterricht wurde im Hause der 1863 verwitweten Marie Schnautz, gen. Jürgens (Chr. Lamm) bis zum Neubau einer Schule abgehalten. Das Haus der Wtw. Schnautz brannte am 14. 10.1880 ebenfalls ab. Gemeindevorstand- und Vertretung kümmerten sich nun um den Neubau eines Schulgebäudes. Aber scheinbar war er von der Planung bis zur Ausführung auch schon damals ein langer Weg.

Am 24.4.1897 beantragt Herr Lehrer Theesfeld den Ausbau eines weiteren Raumes im Dachgiebel. Am 11.5.1897 beschließt der Gemeinderat diese Umbauten und Reparaturarbeiten nach den Plänen der Kreisbaubehörde auszuführen. Es wird im östlichen Giebel ein zusätzlicher Raum ausgebaut. Da die Schule keinen eigenen Brunnen zur Wasserversorgung hat, gestattet Herr Karl Emde die Mitbenutzung seines Brunnens. Auf einen erneuten Antrag des Lehrers wird im Jahre 1899 die Grabung eines Brunnens auf dem Schulgrundstück beschlossen.

Im Jahre 1928 befasst man sich wieder mit einem Schulneubau. Die alte Schule ist zu klein geworden. Am 31.8.1928  ist zu lesen, dass der „Waldeckische Staat“ bereit ist, die Zinsen und Tilgung für ein Darlehen von 10.000 Mark zu übernehmen. Hierauf beschließt die Gemeindevertretung ein Darlehen in dieser Höhe bei der Kreissparkasse aufzunehmen.

Eine etwas sonderbare Art scheint die öffentliche Ausbietung beim Verkauf des bisherigen Schulgebäudes gewesen zu sein. So ist im Gemeindeprotokoll nachzulesen, dass beim Verkauf des Gebäudes mit angrenzendem Grundstück am 24.11.1928 Heinrich Lamm mit einem Gebot von 8000 Mark das Höchstgebot hatte. Der Gemeinderat behält sich jedoch für den Zuschlag eine Bedenkfrist bis zum 22.12.1928 vor. In dieser Zeit werden noch weitere Angebote die über dem Gebot von Heinrich Lamm liegen eingereicht. Heinrich Lamm macht nun ebenfalls ein um 400 Mark höheres Angebot und erhält mit 8400 Mark den Zuschlag. Zur Bedingung wird gemacht, dass sein Vater Christian Lamm und sein Schwiegervater Chr. Knippschild die Bürgschaft übernehmen. Diese Bürgschaft wird gegeben. Nach Auskunft älterer Mitbürger ist der Grundbesitz von Wilhelm Schäfer erworben worden. Das neue von Kreisbaumeister Rappold entworfene Schulgebäude wurde 1929 bezogen.

Die Dienstwohnung der Schule von 1933 hatte 7 Räume mit 93qm, davon waren 6 heizbar. Der Mietpreis betrug 348 RM jährlich. Ein Garten von 4a war ebenfalls vorhanden.

Die neue Schule wurde mit einem Turmaufbau versehen, in der die Glocke, die bisher in einem Glockenstuhl an der Südseite der alten Schule untergebracht war ihren Platz fand. Die ca. 1860 angeschaffte Glocke die zum Gebet aufrief, und die Einwohner morgens um 7 Uhr an den Beginn der Feldarbeit erinnerte, sowie mittags um 11 Uhr an die Zeit der Mittagspause, wo die Pferde gefüttert werden mussten, und abends um 6 Uhr an den Feierabend. Nach dem Abendläuten achteten die Lehrer streng darauf, dass die Schulkinder die elterliche Wohnung aufsuchten. Die Glocke erklang aber auch bei Gefahr, und rief z.B. bei Feuergefahr bei Tag und bei Nacht, aus nah und aus fern die Retter herbei. Ihr Klang geleitete aber auch die Bömighäuser mit dem „kleppen“ auf ihren „Letzten Weg“ zur ewigen Ruhe- nunmehr hatte sie ihren Platz hoch oben im Turm der neuen Schule gefunden, von wo ihr eherner Klang über das stille Tal noch heute erklingt. Das Tageläuten wurde schon lange eingestellt und bei Feuersgefahr erschallt der schaurige Ton einer Sirene.

Die Glocke ruft heute zum Gottesdienst in die 1970/71 erbaute „Auferstehungskapelle“, und bei Beerdigungen erinnert ihr Klang an die irdische Vergänglichkeit und erklingt als letzter Gruß.

Lehrer Fritz Koch, der die Stelle ab 1955 versehen hatte, tat bis zu seiner Pensionierung Dienst in Korbach. Die Grundschüler werden in die Grundschule Rhena gefahren, die älteren Schüler besuchen die MPS in Willingen bzw. weiterführende Schulen in Korbach. Die MPS Willingen wird ab dem Schuljahr 2004/05 eine kooperative Gesamtschule.

Nach der Auflösung der Schule im Jahre 1971/72, stand das Gebäude zum Verkauf. Familie Dominik erwarb das Gebäude, ließ neue Fenster einbauen, die gesamte Außenfassade erneuern, eine neue Heizung einbauen und einen Innenausbau durchführen. Heute ist das Gebäude  ein Schmuckstück im Dorf, mit einem kleinen gepflegten Blumengarten vor dem Eingang und einem kleinen Springbrunnen.