Zum Hauptinhalt springen

1.12.3 Molkerei

Eine Molkereigründung im Jahr 1890

 

In den letzten Jahren wurde in den Zeitungen häufig über das Molkereiwesen im Kreise Waldeck berichtet. Insbesondere Meldungen über schlechte Rentabilität, Zusammenlegungen und Schließungen von Molkereibetrieben aus Gründen der Rationalisierung wurden in der Landbevölkerung aufmerksam verfolgt. Von den noch vor einigen Jahren in Waldeck arbeitenden Molkereien sind nur noch ganz wenige Betriebe geblieben.

Im Hinblick auf die einschneidenden Veränderungen, die im Molkereiwesen in den letzten Jahren erfolgten und den Bau eines Milchmuseums in Usseln, dürfte eine Rückschau zu den Anfängen der Molkereien im damaligen Fürstentum Waldeck interessieren.

Über den Versuch, eine Molkerei im Vorupland einzurichten, schreibt Schreiner Heinrich Emden aus Bömighausen am Ausgang des vorigen Jahrhunderts in sein Geschäftstagebuch:

Im Jahr 1890 den Oktober wurde hier bei Karl Emden (später Gastwirtschaft Schäfer, danach Römer) eine Molkerei in Betrieb gesetzt und hat betrieben dieselbe bis zum 11ten Mai 1892 ohne Erfolg. Luise Emden und Christian Lamm, die beiden ältesten Bömighäuser Einwohner erinnerten sich noch, dass die Antriebskraft für diese Molkerei durch einen Göpel erzeugt wurde, den ein Pferd zog. Milchfuhrmann war Herr Wilke (Heudeschäpes).

Leider teilt uns Heinrich Emden in seinem Tagebuch die Ursachen für das Scheitern dieser Molkereigründung nicht mit. Die inzwischen verstorbene Luise Emden konnte sich noch im Alter von über 90 Jahren gut an die Molkerei im rückwärtigen Teil des Geschäftshauses von Carl Emden erinnern.

Schreiner Heinrich Emden hat in seinem Geschäftstagebuch u.a. aufgeschrieben, was er im Jahre 1891 für die Einrichtung der Molkerei gearbeitet hat:

22. Juli

Einen Milchtrichter gemacht und 10 Quadratfuß

Buchenbretter nebst Nägeln

1 Mark 90 Pf.

24. Juli

Eine doppelte Tür für die Käsestube gemacht

2 Mark 60 Pf.

25. Juli

Ein Schreibpult in die Molkerei gemacht

1 Mark 60 Pf.

08. August

Futter und Bekleidung an die Käsetür gemacht

1 Mark

08. August

Ein Fenster in die Käsestube, Futter und Bekleidung bearbeitet

14Mark

15. August

Eine Käseeinrichtung und 18 Stück Bretter bearbeitet

1 Mark 60 Pf.

08. September

Zwei Butterbretter bearbeitet

30 Pf.

21. September

Zwei Milchrührer gemacht

30 Pf.

 

 

Aus Bömighausen dürfte Friedrich Trachte (Dommes) der größte Milchlieferant für Karl Emde und seine Molkerei gewesen sein. Friedrich Trachte hat in seinem Contobuch die Milchlieferungen vom 15. November 1890 bis 15. Juni 1891 aufgeschrieben und die Einnahmen notiert.

 

 

Von Karl Emde erhalten bar

 

Blaumilch

 

Süße Milch

 

 

Liter

Liter

M Pf

M Pf

November 15.

 

600

454

12,62

60,-

Dezember 15.

 

660

545

21,62

66,-

Januar 15.

 

825

600

21,35

82,50

Februar 15.

 

853

570

19,95

76,77

März 15.

 

735 ½

420

14,70

66,19

April 15

 

767

435

15,23

69,03

Mai 15.

 

734

450

15,75

60,07

Juni 15.

 

683

450

15,75

61,60

 

Es folgt ein Eintrag vom 20. Juni 1893 für die Genossenschaftsmolkerei zu Rhena:

 

 

 

Liter

Butter

 

Juni 20

Geliefert an Milch

15

An Buttermilch

12,10

Juni 21

Geliefert an Milch

25

An Buttermilch

15,10

Juni 22

Geliefert an Milch

29 ½

An Buttermilch

13,10

Juni 23

Geliefert an Milch

26 ½

An Buttermilch

20,10

Juni 24

Geliefert an Milch

28

An Buttermilch

05,10

 

Die beiden Listen über Milchlieferungen sind teilweise schwer zu deuten.

Die Gründung der Molkereigenossenschaft in Rhena dürfte u.a. die von Carl Emde in Bömighausen für kurze Zeit betriebene kleine „Privatmolkerei“ zum Scheitern gebracht haben. Carl Emde betrieb bis 1898 sein Colonialwarengeschäft weiter. In diesem Jahr übernahm Fritz Schäfer Haus und Geschäft und baute es weiter aus.

 

Einige Molkerei Gründungen in Waldeck zum Vergleich:

Rhenegge 1902 - 1969

Rhena 18.. - 19?

Usseln 1898 - 1995 ab 1996 neu Upländer Bauernmolkerei

Adorf 1885 - 1968

Korbach 1886 - 1889 – 1912 - 1973

Wildungen 1895 - 2004

Mühlhausen 1881 - 1966

Höringhausen 1882 - 1966